Mein erstes Buch: Ingrid Werner

Wir haben Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen gefragt, wie ihr erstes Buch entstanden ist. Die Antworten sind ebenso unterschiedlich wie spannend. Ingrid Werner hat gelernt: Wenn das Leben gute Geschichten schreibt – dann schnapp sie dir!

Ingrid_Werner2Liebe Ingrid, was war der Anlass für dein erstes Buch?
Eigentlich wollte ich immer schon ein Buch schreiben, ich wusste nur nicht über was. In meiner Zeit als Heilpraktikerin verfasste ich ein Sachbuch zum Thema „Entspannung in der Schwangerschaft“ – ich fand´s spannend, aber mit mir leider kein Verlag. So dümpelten meinen schriftstellerischen Ambitionen vor sich hin, bis es in meiner Heimatgemeinde zu kommunalpolitischen Querelen kam. Der Stadtplatz sollte für viel Geld umgebaut und herausgeputzt werden. Die einen waren dafür, die anderen dagegen. Allerdings traute sich keiner so recht, den Mund aufzumachen. Ich schrieb Leserbriefe. Ohne Erfolg. Da erfand ich eine Geschichte, in der in einem ähnlichen Ort so etwas Ähnliches passierte, die Bürger jedoch dagegen aufbegehrten. Sehr befriedigend! Und da ich immer schon gerne Krimis gelesen hatte, wurde es automatisch ein Kriminalroman. Auf meiner Suche nach einem Verlag erfuhr ich, dass ich – ohne es zu wissen – einen Regionalkrimi geschrieben hatte.

9Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch, sprich die Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Das ging bei mir relativ schnell. Geschrieben hab ich ein knappes Jahr. Nachdem sich der Verlag dann entschieden hatte, das Buch zu drucken, waren wir noch hurtiger. Die Zusage kam vor Weihnachten, das Buch erschien Mitte März. Wir wollten die Geschichte der Realität gegenüberstellen: Im März würden die Bagger auf den Stadtplatz fahren – in der Realität, nicht im Krimi . Wir hatten also nur ein paar Wochen Zeit für Lektorat, 2. Lektorat, Korrektorat, Coverfindung, Klappentext und Werbung. Aber es hat funktioniert.

Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Nach der ersten Veröffentlichung meinte ich, mein Schreiben auf eine professionelle Ebene stellen zu müssen. Ich besuchte Schreibworkshops, las meterweise Schreibratgeber. Mit dem Ergebnis, dass mir der Kopf schwirrte und ich keinen Satz mehr zustande brachte. Perspektiven, Stilfragen, Aufbau – jeden Pups hinterfragten meine unzähligen Zensoren, die ich in meinen Denkapparat gelassen hatte. Und erst das Plotten! Bei meinem Erstling wusste ich noch gar nicht, was ein Plot sein sollte. Nie gehört. Danach quetschte ich meine Ideen in das Korsett einer Heldenreise, war mir gleichzeitig aber nicht sicher, ob ich nicht doch lieber das Drei-Akt-Modell nehmen sollte. Es war schrecklich!
Besser wurde es erst wieder im Laufe der Zeit. Die vielen Ratschläge und Regeln und Tipps hörten auf, panisch in meiner Hirnsuppe herumzuwirbeln. Sie setzten sich und waren nun der Unterbau, auf dem ich meinem Gefühl nachgeben konnte und wieder die Geschichte an sich sah. Jetzt konnte ich wieder schreiben – und wusste, was ich tat.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?
Vernetzt Euch! Es gibt in allen Genres Zusammenschlüsse von AutorInnen. Im Krimi-Genre z.B. sind es das Syndikat und die Mörderischen Schwestern.  Mir ist dabei der Austausch von Erfahrungen und Wissen (sei es bei Stammtischen oder in Fortbildungen) sowie die Solidarität wichtig. Ich organisiere gerne Lesungen mit mehreren Autorinnen (und manchmal auch Autoren). Das macht mehr Spaß. Das ist für die Veranstalter zwar teurer, aber auch interessanter. Das liebt die Presse und das Publikum.
Dabei ist die Zusammensetzung wichtig. Ein, zwei „Namen“ neben einer Vielzahl von mehr oder weniger etablierten AutorInnen und ein, zwei DebütantInnen. Die alten Hasen helfen den Jungspunden. Kooperation anstatt Konkurrenz. So sehe ich das auch bei meiner neuesten Vorliebe, der Herausgabe von Anthologien.

1_978-3-95451-825-8Neben zahlreichen Krimis hat Ingrid Werner auch viele Anthologien herausgegeben – natürlich Krimis, oft kombiniert mit Rezepten wie bei „Böff la Mord“. Ihr neuester Krimi heißt „Niederbayerische Göttinen“ erscheint gerade aktuell bei Emons. Darum geht’s:
Das Rottal steht Kopf: Eine im Wald vergrabene Leiche wirbelt 50 Jahre alten Staub auf. Dann wird ein weiterer Toter gefunden, der Mann wurde erstochen. Was haben die beiden Todesfälle miteinander zu tun? Die ermittelnde Heilpraktikerin Karin trifft auf schräge Vögel, niederbayerische Kelten und dubiose Verdächtige. Dann stößt sie auf eine heiße Spur, und ihr wird klar, dass sie diesen Fall nur auf die keltische Art lösen kann.

 

Homepage der Autorin: http://www.werner-ingrid.de

Foto der Autorin: Anette Göttlicher